– unsere Antwort auf aktuelle Herausforderungen
GGG-Bundestagung 2017
Freitag, 17. Nov. 2017
Paul-Hindemith-Gesamtschule
Schwalbacher Str. 71-77, 60326 Frankfurt a. M.
im Rahmen der Frankfurter Woche der Gesamtschule 15. Nov. bis 18. Nov. 2017.
Anknüpfend an den Inklusionskongress im Sept. 2016 wollen wir – erneut in Frankfurt – am 17.11.2017 offensiv die drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen aufgreifen und die Möglichkeiten der Schulen des gemeinsamen Lernens zu deren Bewältigung in den Blick nehmen. Umgang mit Migration, Sprachbarrieren und präventive Strukturen gegen Radikalisierung sind die Themen, zu denen wir als Referenten Ahmad Mansour aus Berlin, die Sprachwissenschaftlerin Rosemarie Tracy aus Mannheim und Kurt Edler, den Vorsitzenden der DeGeDe, gewonnen haben.
Gemeinsam mit den Gesamtschulleiter/-innen Frankfurts wurde eine „Gesamtschulwoche“ angedacht, um durch die Bündelung verschiedener Veranstaltungen auch eine breitere Wahrnehmung in der städtischen Öff entlichkeit zu erreichen. Ein Schulbesuchstag zum intensiven Austausch über schulischen Umgang mit den Herausforderungen, die GGG-Tagung am 17.11. und der gemeinsame „Markt der Möglichkeiten“ der Frankfurter IGS sind Angebote für Frankfurter Kolleg/-innen, GGG-Besucher/-innen und Eltern der 4. Klassen. Als Brücken gedachte Abendveranstaltungen sollen Gelegenheit geben anzukommen, gemeinsam zu feiern oder ein Konzertangebot zu genießen.
Details zu Ort, Programm, Ablauf und Anmeldeverfahren werden im Juli auf der Website der GGG und im nächsten GGG-Info zum 01.07.2017 veröffentlicht – ebenso wie die Einladung zur Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen, die den offiziellen Teil der GGG-Tagung am 17.11.2017 beschließen wird.
Programm
Die Tagung findet statt in Zusammenarbeit mit der GGG-Hessen im Rahmen der Woche der Gesamtschule, einer Veranstaltungsreihe Frankfurter Gesamtschulen.
U.a. können am Donnerstag, 16. Nov., Frankfurter Gesamtschulen besucht werden. Die Herbsttagung selbst mit anschließender Mitgliederversammlung ist am Freitag, 17. Nov.
Unter den Gefährdungen der Demokratie sind zur Zeit Extremismus und Populismus im besonderen Fokus. Sie leben von Vereinfachung und Verkürzung, setzen auf Ab- und Ausgrenzung, reflektieren ihr Weltbild nicht und stellen es über das anderer. Diesen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen muss sich auch die Schule stellen, insbesondere dann, wenn sie sich als demokratiestiftend und inklusiv versteht. Das gegenseitig wertschätzende Miteinander, der selbstverständliche Umgang mit Heterogenität und Vielfalt sind eine Bereicherung und bieten Chancen für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Wie das geht und wo wir ansetzen müssen, soll uns bei dieser Tagung beschäftigen.
Zu drei Aspekten dieser Herausforderungen haben wir die Zusage ausgewiesener Experten:
Ahmad Mansour (u.a. Hayat und Heroes Berlin):
Islamisch begründete Gewalt und demokratische Aufklärung
Rosemarie Tracy (UNI Mannheim):
Sprache: Identitätsfindung, Abgrenzung, Verständigung
Kurt Edler (Vorsitzender DeGeDe):
Gefahr von rechts – demokratische Resilienz stärken
Unsere Referenten werden Impulsreferate halten und diese in Foren vertiefen. In einer abschließenden Podiumsrunde diskutieren wir mit befreundeten Verbänden, wie wir die gewonnenen Einsichten umsetzen und uns dabei in unserem Bündnis unterstützen können. Die GGG-Mitgliederversammlung (mit Neuwahl des Bundesvorstandes) folgt.
Am Abend wird die Kulturinitiative „bridges“ mit einem Orchester aus hier ansässigen und geflüchteten Musikern ein Konzert geben.
Eingebettet ist die Tagung in eine Veranstaltungsreihe der Frankfurter Gesamtschulen: U.a. können am Vortag bei Schulbesuchen Entwicklungsthemen, auch mit Tagungsbezug, diskutiert werden. Am Folgetag findet ebenfalls in der PHS ein „Markt der Möglichkeiten“ statt: Alle Frankfurter integrierten Gesamtschulen präsentieren gemeinsam ihre Arbeit der interessierten Öffentlichkeit, insbesondere den Eltern der 4.Klassen.
Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher zu diesen uns alle bewegenden Themen in einer sich dynamisch entwickelnden Stadt mit ebensolcher Schullandschaft!
Anmeldeschluss ist der 30. Okt. 2017.
Online-Anmeldeschluss: 30.10.2017
Die Teilnehmerbeiträge:
| Normalbeitrag | 60,00 € |
| GGG-Mitglieder Koll. aus Mitgliedsschulen Päd. in der Ausbildung |
40,00 € |
| Schüler Studenten Erwerbslose |
20,00 € |
Enthalten ist eine Pauschale für Verpflegung und Getränke während der Tagung.
Korporative GGG-Mitglieder (Mitgliedsschulen) können Kolleg/innen zum Mitgliederpreis anmelden.
Die Anmeldung wird erst gültig mit dem Eingang des Teilnehmerbeitrags auf dem Konto
GGG e.V.
Nr. 40001927, BLZ 28550000, Sparkasse LeerWittmund,
IBAN: DE74 2855 0000 0040 0019 27 – SWIFT-BIC: BRLADE21LER.
Bitte, geben Sie als Verwendungszweck an: Bundestagung 2017, Ihren Namen und Mitgliedsnummer – falls zur Hand!
Bei Stornierung der Anmeldung bis zum 06.11.2017 erstatten wir den Kongressbeitrag zurück. Danach stellen wir 50% in Rechnung, bei Nichterscheinen ohne vorherige Absage besteht kein Anspruch auf Rückzahlung.
15. Nov. bis 18. Nov. 2017
Der Arbeitskreis der SchulleiterInnen der Frankfurter Gesamtschulen hat gemeinsam mit der GGG (Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V.) eine „Woche der Gesamtschule“ geplant, um die Beiträge der Gesamtschulen zur gesellschaftlichen Entwicklung, zur Bewältigung aktueller Herausforderungen hervorzuheben und verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. GGG und Frankfurter IGS führen mit dieser Veranstaltungsreihe einmal mehr die vielfältigen Aspekte der Arbeit der Gesamtschulen vor Augen und rechnen mit Besuchern und Teilnehmer*innen aus dem Rhein-Main- und gesamten Bundesgebiet.
Den Auftakt bildet am 15.11.2017 eine Ausstellung und Podiumsdiskussion zum Stand der Arbeit der AG Bildungslandschaft Gallus, die, unterstützt von Stadtschulamt und der Montag-Stiftung, eine Perspektive für das Bildungsangebot von der Kita bis zum Abitur vor Ort im Gallus erarbeitet.
Eröffnung um 18.00 Uhr, Eingangshalle der Paul-Hindemith-Schule, (PHS)
Schwalbacherstr. 71-77, 60326 Franfurt a.M.
8 Frankfurter Gesamtschulen laden am 16.11.2017 KollegInnen aus Frankfurt, Hessen und dem ganzen Bundesgebiet zu Schulbesuchen bei sich ein. Mit Hospitationen und in Vorträgen werden spezifische Schwerpunkte ihrer Entwicklung präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Anmeldungen erfolgen direkt per mail bei den Schulen, weitere Info zu den Themen und Adressen.
Am 17.11.2017 findet ab 10.30 Uhr in der PHS die Bundestagung der GGG statt:
„Demokratie offensiv leben – unsere Antwort auf aktuelle Herausforderungen“
Demokratiegefährdender Extremismus und Populismus stehen aktuell im Fokus. Diesen gesellschaftlichen Herausforderungen muss sich auch die Schule stellen, insbesondere wenn sie sich wie die Gesamtschule demokratiestiftend und inklusiv versteht. Drei Expert*innen kommen zu Wort: Ahmad Mansour (u.a. Heroes Berlin) „Islamisch begründete Gewalt und demokratische Aufklärung“, Prof. Dr. Rosemarie Tracy (Universität Mannheim) „Sprache: Identitätsfindung, Abgrenzung, Verständigung“ sowie Kurt Edler (Vorsitzender der DeGeDe) „Gefahr von rechts – demokratische Resilienz stärken“, die nach Kurzvorträgen im Plenum ihre Themen in drei Foren vertiefen werden. Anmeldung.
Abends um 19.30 Uhr findet am 17.11. in der benachbarten Friedenskirche ein besonderes Konzert statt: „bridges“ bringt ansässige und geflüchtete Musiker gemeinsam in Ensembles mit klassisch-orientalischer Musik auf die Bühne.
Den Abschluss der Woche bildet der „Markt der Möglichkeiten“, bei dem am 18.11.2017 von 11-14 Uhr alle Frankfurter Gesamtschulen gemeinsam – wieder in den Räumen der Paul-Hindemith-Schule – ihre Arbeit vorstellen und zu Gesprächen zur Verfügung stehen werden, insbesondere für Eltern der 4. Klassen.
Donnerstag, 16.11.2017
An diesem Tag können sich Besucher über die Arbeit in Frankfurter Gesamtschulen vor Ort informieren.
Am Donnerstag, dem 16. 11. 2017, dem Vortag der Bundestagung der GGG in der Paul-Hindemith-Schule im Stadtteil Gallus bieten acht Frankfurter IGSen erstmals einen Schulbesuchstag an. Außer den Kollegien der Frankfurter Schulen sind Teilnehmer/innen auch bundesweit eingeladen. Nach Einführung in das Thema der Schule und ggf. Hospitationen können die vorgestellten Arbeitsschwerpunkte ausführlich diskutiert und Entwicklungsperspektiven angesprochen werden. Die Schulbesuche beginnen in der Regel um 10.30 Uhr und enden gegen 16.00 Uhr.

Die Bundestagung war eingebettet in ein mehrtägiges Programm im Rahmen der Woche der Gesamtschulen in Frankfurt. So konnten schon am Vortag acht Frankfurter Gesamtschulen besucht werden. Deren Angebote knüpften inhaltlich an das Thema des Kongresses an. Am 18.11.17 endete die Woche der Gesamtschule mit einem sehr gut besuchten Markt der Möglichkeiten, auf dem sich die Frankfurter Gesamtschulen der interessierten Elternschaft vorstellten.
Gastgeberschule für die Bundestagung war die Paul Hindemith Schule, eine integrierte Gesamtschule mit 680 Schüler/-innen aus 61 Nationen. Nach einem erfrischenden musikalischen Auftakt, dem Schulrap, den Achtklässler vortrugen, begrüßte der Schulleiter Matthew George die ca. 100 Tagungsteilnehmer/-innen. Er schilderte die vielfältigen Herausforderungen des Gallus,eines Stadtteils mit mehr als 40.000 Einwohnern, der weiterhin dynamisch wachse. Schon heute kooperiere die PHS mit vielen Institutionen im Stadtteil. Geplant sei ein Bildungscampus u. a. mit Stadtbücherei, Kita, Berufsschulen und neuer gymnasialer Oberstufe. Für die Gestaltung dieser Aufgabe sei es wichtig, den „Tunnelblick“ der Einzelschule aufzugeben und aufeinander zuzugehen.
Der Bundesvorsitzende Gerd-Ulrich Franz eröffnete die Bundestagung. Stadträtin Sylvia Weber schloss hieran an und führte anlässlich der vielen Überlastungsanzeigen aus den Gesamtschulen aus, dass die personelle, räumliche und sächliche Ausstattung für diese inklusive Aufgabe (noch) unzureichend sei. Mit dem Bildungscampus Gallus verknüpfe die Stadt Frankfurt auch den Wunsch, mit guten Freizeitangeboten der Radikalisierung und dem Rückzug indoktrinierter Jugendlicher entgegenzuwirken.
Den einführenden Eröffnungsreden schlossen sich drei Impulsreferate an:
Prof. Dr. Rosemarie Tracy, Sprachwissenschaftlerin an der Universität Mannheim, hob die Bedeutung der Sprache als Schlüssel zur Identität hervor. Mehrsprachigkeit ermögliche Mehrstimmigkeit und vermittle eine selbstbewusste, hybride Identität. In der Schule jedoch würden mehrsprachige Kinder an monolingualen Normen gemessen. Damit wäre der Blick auf die Vielfalt ihrer sprachlichen Kompetenzen stark eingeschränkt. Wünschenswert wäre deshalb eine Lehreraus- und -fortbildung, die für diese erweiterte Sichtweise kompetent mache.
Ahmad Mansour, Diplom-Psychologe und Programmdirektor der European Foundation for Democracy, schilderte die antidemokratischen Denkmuster der „Generation Allah“, aus der eine zahlenmäßig starke Gruppe von Salafisten und Dschihadisten erwachsen könne. Den Salafisten gehe es mit einer einfachen Rhetorik um einfache Antworten auf komplexe Probleme. Die Argumentation sei gekennzeichnet von Schwarz-Weiß-Bildern, Idealisierungen und Verschwörungstheorien, zudem geprägt von einem antisemitischen Gedankengut. Der Radikalisierungsprozess treffe auf Jugendliche, die in krisenhaften Phasen auf der Suche nach Identität, nach Bindung, nach Exklusivität und nach „Befreiung“ von der alten Rolle seien. Die Schule müsse deshalb, so das Fazit, präventiv in der Lage sein, Jugendliche vor den Islamisten und Salafisten zu erreichen.
Kurt Edler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, beschrieb Grundmuster populistischer Argumentation. „Ressentimentgeladene Narrative“ kämen hinzu: die vermeintliche Bedrohung ethnischer Identität, die Beschwörung linker Unterwanderung der Republik, des Genderwahns, der gesellschaftlichen Modernisierung. Für die Schule käme es darauf an, die „demokratische Resilienz“ zu stärken: Grundlage hierfür wäre aus Einsicht, ohne Angst und ohne Bevormundung, seinen (Lern)Weg gehen zu können, aber gleichzeitig auch die Freiheit und das Menschenrecht anderer zu verteidigen. Dazu braucht es, so Edler, eine diskriminierungsfreie Schule, in der allen Formen der Beschämung entgegengewirkt würde.
Nach dem Mittagessen versammelten sich die Teilnehmer/-innen in drei Foren, um mit den Fachleuten diese Themen zu vertiefen und weitere Aspekte hierzu auszutauschen. Eine Arbeitsphase, die intensiv genutzt wurde.
Die Tagung schloss mit einer Podiumsdiskussion ab, auf der die Teilnehmer/-innen Fabian Pflume (Landesschulsprecher Hessen), Jan Voss (Elternbund Hessen) und Maike Wiedwald (GEW Hessen) die Forderung nach längerem, gemeinsamen Lernen ohne Aussonderung bekräftigten.
Wer wollte und noch konnte, war am Abend eingeladen zu einem ganz besonderen Konzert, veranstaltet von bridges, einer interkulturellen Musikinitiative, die geflüchtete und hier beheimatete Profimusiker/-innen gemeinsam in Ensembles zusammen bringt. Mit zwei Ensembles, die klassisch-orientalische Musik vortrugen, endete der Abend. Für alle, die hieran teilnahmen, war es ein ganz besonderer musikalischer Leckerbissen.
Barbara Riekmann
Fotos: Werner Kerski, Reinhard Wanzke
Fotos und Collage: Christa Gramm