Dieter Weiland

Dieter Weiland

Nein zur Namensänderung

Als ehemaliger Bundesvorsitzender der GGG fühle ich mich dazu verpflichtet, zum Antrag auf Umbenennung des Verbandes wie folgt Stellung zu nehmen:

Ich halte es für unhistorisch, unangebracht und unklug, den Begriff Gesamtschule aus dem Namen unseres Verbandes zu tilgen, bzw. das dritte „G“ durch die Benennung „Schulen des gemeinsamen Lernens“ umzuinterpretieren.

Begründung

1. Ich setze voraus, dass es innerhalb der GGG nach viele Schulen gibt, die sich bewusst und selbstbewusst Gesamtschule nennen. Was halten diese eigentlich vom Verschwinden ihres Namens in der Benennung des für sie zuständigen Ver­bandes?

2. Mit dem Begriff Gesamtschule ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in der deutschen Bildungsdiskussion und in der öffentlichen Wahrnehmung der Anspruch verbunden, das ständische hierarchisch gegliederte Schulsystem in Deutschland abzulösen und durch eine der demokratischen Verfassung angemes­sene gemeinsame Schule für alle Kinder und Jugendlichen mindestens bis zum Ende der Sekundarstufe I zu ersetzen.

3. Mit dem Sammel-(suriums) Begriff „Schulen des gemeinsamen Lernens“ werden – unter welchem konkreten Namen auch immer: Gemeinschaftsschule, Stadtteil­schule, Oberschule etc. – alle Versuche verstanden, die Schulformen außer­halb des Gymnasiums zu einer Schulform zusammenzufassen. Die „Vertragsgrundlage“ dieser Schulen besteht in der grundsätzlichen Hinnahme bzw. Akzeptanz des sogenannten „Zwei-Säulen-Modells“ also des Gymnasiums für den einen Teil der Schülerschaft und eine irgendwie benannte zweite Schulform für alle anderen. An der prinzipiellen Hierarchie zwischen diesen beiden Schulformen kann und wird sich – wie auch immer die Konzepte und die Praxis sich entwickeln werden – nichts Grundsätzliches ändern; und zwar deshalb nicht, weil alle Schwierigkeiten und Probleme, die das bisher letzte Glied der Kette, nämlich die Hauptschule, zur Restschule verkümmern ließen, sich ja nicht in Luft auflösen, sondern in der Schulform neben dem Gymnasium kulminieren werden.

4. Welches unübersehbare Signal gibt die GGG mit der Eliminierurg des Begriffs Gesamtschule aus dem Verbandsnamen zugunsten der Bezeichnung „Schulen des gemeinsamen Lernens“ in der öffentlichen Wahrnehmung? Scheinbar distanziert sich der Verband – gewollt oder ungewollt, beabsichtigt oder nicht – von dem Anspruch auf eine gemeinsame Schule für alle Kinder und Jugendlichen bzw. er relativiert diesen Anspruch, indem er sich ohne klare Alternative mit dem arrangiert, was sich auch ohne ihn in der bildungspolitischen Land­schaft entwickelt.

Dieses Signal unseres Verbandes halte ich für fatal. Es wird dazu führen, dass gerade die Menschen, die für eine konsequente Änderung der Schulstruktur in unserem Land eintreten, wenig Gründe dafür finden werden, sich in unserem Verband zu engagieren.